Ein Sportkoordinator mit Ski-Weltcup- und Olympia-Erfahrung
Luca de Marchi ist der neue Sportkoordinator im CST. Zu seinen Aufgaben gehört die Aktivitätenplanung für die Gruppen, die im CST logieren. Er hat eine reiche Erfahrung im Skisport.
Luca, wie hast du deine Liebe für den Sport entdeckt?
Seit ich klein war: Mein Vater war Basketball-Schiedsrichter und mein Grossvater spielte Fussball; ich bin mit Ballsport aufgewachsen. Meine Eltern liebten die Berge: Im Winter gingen wir am Wochenende Skifahren und im Sommer Wandern.
Wie verlief deine Laufbahn?
Ich träumte davon, Fussballprofi zu werden, musste aber wegen Knieproblemen darauf verzichten. Daraufhin entschied ich mich für ein Studium der Bewegungswissenschaften. Nach meinem Abschluss an der Universität Bern begann ich, als Fitnesstrainer für den Skiverband der italienischen Schweiz, den heutigen TiSki, zu arbeiten. Dann wechselte ich an das Sportgymnasium Davos. Dort habe ich angefangen, die Ski-Nationalmannschaften zu trainieren: zunächst die Junioren für den Europacup, dann die Skifahrer für den Weltcup, die ich auch an die Olympischen Spiele in Sotschi begleitet habe. Später zog ich in die USA und habe das amerikanische Ski-Frauenteam auf die alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Beaver Creek 2015 vorbereitet. Nach einem kurzen Abstecher nach Kanada in die Welt des Automobilsports, der Formel 2, übernahm ich die Rolle als Teameiter des schwedischen Ski-Teams für den Europacup. Schliesslich habe ich als Sportkoordinator an den Olympischen Jugendspielen 2020 in Lausanne gearbeitet.
Du begeisterst dich für zwei ganz unterschiedliche Bereiche wie Ski- und Motorsport. Wie kommt es, dass du dich für zwei so verschiedene Welten interessierst?
Wintersport – vor allem Skifahren – hat mich schon immer begeistert. Diese Welt habe ich nach und nach entdeckt. Als Kind und Jugendlicher bin ich allerdings keine Skirennen gefahren, sondern habe diese Disziplin als Aussenstehender und mit anderen Augen kennengelernt. Mit gewissen Aspekten wie die Präparation der Bindungen und der Skischuhe war ich zu Beginn nicht vertraut, konnte aber dabei auf die Kompetenzen von Spezialisten an meiner Seite zählen. Der Abstecher in die Formel 2 war eine optimale Ergänzung, denn dort konnte ich Erfahrungen als Fitnesstrainer sammeln und meine Marketingkenntnisse vertiefen.
Der gemeinsame Nenner deiner Berufserfahrungen ist die Zusammenarbeit mit Frauen-Teams und mit Jugendlichen.
Ja, das stimmt. In meiner Zeit im Skizirkus habe ich viel von den Frauen gelernt. Besonders gern erinnere ich mich an die Zusammenarbeit mit Mikaela Shiffrin: eine fröhliche und hochmotivierte Athletin, die sich bemüht, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Die Frauen-Teams habe ich an Grossanlässe begleitet und die spezielle, damit verbundene Anspannung erlebt. Die Arbeit mit Jugendlichen ist besonders bereichernd, weil ich als Trainer auch einen Einfluss auf die Persönlichkeit des Sportlers habe: Ich betreue die Jugendlichen nicht nur, um ihre Leistung zu steigern, sondern stehe ihnen auch bei Problemen neben dem Skifahren zur Seite. Ich bin also nicht nur Trainer, sondern auch Berater und versuche, die Jugendlichen auch ausserhalb des Sports zu unterstützen. Nicht alle werden zum Champion, doch einige werden möglicherweise später den Sport zum Beruf machen, beispielsweise als Trainerin oder Trainer und somit ihrerseits eine erzieherische Funktion übernehmen: Der Anstoss diesbezüglich geht von uns aus.
Welche Momente sind dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Der 2. Lauf von Mikaela Shiffrin an den Weltmeisterschaften in Beaver Creek: Bei der letzten Zwischenzeit lag sie im Rückstand, hat dann aber doch gewonnen. In diesen Momenten war ich als Trainer äusserst nervös und dann enorm erleichtert, als sie die Ziellinie überquerte. Eines meiner schönsten Erlebnisse war der Europacup, an dem es meinen Athletinnen gelang, ihre ersten Punkte und Podestplätze zu erringen.
Was hast du im Ausland in menschlicher und beruflicher Hinsicht gelernt?
Ich bin damals allein in die USA gereist und wusste, dass ich vier Monate dort bleiben würde, hatte aber keine Ahnung, was mich erwartete. Am meisten beeindruckt hat mich dort die hohe Qualität der Infrastruktur: Fitnessräume, Labors für Leistungstests, Sprintbahnen. In Schweden hingegen war ich in sozialer Hinsicht überrascht; die Schweden sind sehr offen und gesellig. Auch ihr Vertrauen habe ich sehr geschätzt: Ich suchte eine Rolle als Koordinator eines Wettkampfteams und sie haben mir eine spannende Aufgabe angeboten. Zudem liebe ich die Natur, und in Skandinavien gibt es wunderschöne Landschaften.
Im CST hast du die Möglichkeit, im Jugendsport tätig zu sein. Was sind deine Erwartungen?
In Tenero verfügen wir über eine hervorragende Infrastruktur. Ich möchte zum Wachstum des Zentrums beitragen und sowohl den Breiten- als auch den Spitzensport fördern. Zudem möchte ich den Jugendlichen helfen, Sport mit Spass und Freude zu treiben und sie dazu anregen, später eine Tätigkeit als Leiter, Trainer oder Sportlehrer auszuüben. Wir hören immer wieder, wie wichtig der Sport ist, doch er muss auch aktiv gefördert werden. Das CST ist dazu ein idealer Ort.
Eine letzte Frage, was macht Luca de Marchi in seiner Freizeit?
Ich spiele gerne Tennis und Golf. Die vergangenen Winter habe ich im Schnee verbracht, jetzt geniesse ich die Wärme. Beide Aktivitäten finden im Freien statt. Golf gefällt mir, weil es auch Gelegenheit für Gespräche bietet und Tennis, weil ich mich dabei verausgaben kann. Ansonsten gehe ich gerne auf Reisen, um andere Kulturen kennenzulernen.
Nationales Jugendsportzentrum Tenero CST
CH-6598 Tenero
Von November bis Februar können die Bürozeiten am Wochenende eingeschränkt sein.

